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Das Praxisbeispiel in Kürze

Das Stimmungsbarometer ist ein super Instrument, um Unterstützungsbedarf frühzeitig zu erkennen.

Mirjam Affolter, Mitgründerin und Community Happiness Manager, MyCamper AG

Konkrete Umsetzung

Der Leitfaden dient als Orientierung im Gespräch und zugleich als Vorlage für das Protokoll.

Einführung

Die Ergebnisse aus der Mitarbeitendenbefragung zeigten, dass die Stressbelastung bei den Mitarbeitenden sehr unterschiedlich ausgeprägt war. Eine allgemeingültige Lösung schien daher unpassend. In der Geschäftsleitung war dennoch schnell klar, dass dieses Thema Sichtbarkeit verdient und die belasteten Mitarbeitenden Unterstützung erhalten sollten. Sie beschloss deshalb, das Thema Stressbelastung in die wöchentlich stattfindenden Einzelgesprächen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden aufzunehmen.

Ausarbeitung durch das HR

Die Geschäftsleitung gab diesen Wunsch ans HR weiter, das daraufhin einen Vorschlag für die konkrete Umsetzung erarbeitete. Dieser beinhaltete eine Strukturierung der wöchentlichen Gespräche zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten und die Einführung eines standardisierten Stimmungsbarometers. Zu diesem Zweck wurde ein Leitfaden entwickelt, der den Mitarbeitenden und Vorgesetzten als Orientierung im Einzelgespräch dient.

Der Leitfaden ist wie folgt aufgebaut:

  1. Stimmungsbarometer: Zum Einstieg stufen die Mitarbeitenden ihre allgemeine Stimmung und ihren Stress-Level auf einer Skala von 0-100 ein. Während sich die Stressbelastung vor allem auf die Arbeit bezieht, können bei der allgemeinen Stimmung auch private Herausforderungen eine Rolle spielen.
  2. Aus- und Rückblick: Im nächsten Schritt teilen die Mitarbeitenden, an was sie seit dem letzten Gespräch gearbeitet haben und was ihre Prioritäten bis zum nächsten Gespräch sind.
  3. Feedback: Die Mitarbeitenden geben sich selbst sowie ihrer vorgesetzten Person ein Feedback.
  4. Bericht der Vorgesetzten: Nachdem die Mitarbeitenden berichtet haben, teilen auch die Vorgesetzten ihre aktuelle Stimmung und Prioritäten mit und geben den Mitarbeitenden Feedback zur vergangenen Woche.

Kommunikation an die Mitarbeitenden

In einem Teammeeting wurde der Leitfaden allen Mitarbeitenden vorgestellt und über Ziel und Zweck des Stimmungsbarometers informiert.

Integration im Tagesgeschäft

  • Wie oft: Wöchentlich
  • Dauer: 20 Minuten
  • Hilfsmittel: Leitfaden

Seit der Einführung im Jahr 2021 ist das Stimmungsbarometer ein fester Bestandteil in den Gesprächen zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten. Die überwiegende Mehrheit der Mitarbeitenden nutzen das Stimmungsbarometer und den Leitfaden weiterhin gerne.

Der Gesprächsleitfaden ist als fortlaufendes Dokument konzipiert, d.h. für jedes Gespräch gibt es eine bearbeitbare Vorlage. Auf das Dokument haben nur die jeweiligen Mitarbeitenden und die direkten Vorgesetzten Zugriff. Während des Gesprächs ist das Dokument geöffnet und Notizen werden direkt erfasst. So dient der Leitfaden gleichzeitig als Gesprächsprotokoll, das stetig wächst und Entwicklungen sichtbar macht. Diese kontinuierliche Dokumentation ist aus drei Gründen vorteilhaft: 

  • Einfachere Interpretation: Ein einzelner, absoluter Wert ist schwer zu interpretieren, da ein und derselbe Wert bei einigen Mitarbeitenden Anlass zur Sorge sein kann, während er bei anderen positiv zu werten ist. Viel aussagekräftiger ist daher, wie sich die Werte einzelner Mitarbeitender im Laufe der Zeit entwickeln.
  • Sichtbarkeit von Fortschritten: Günstige Entwicklungen können betont werden, was die Aufmerksamkeit auf die positiven Aspekte der Arbeit und die Ressourcen der Mitarbeitenden lenkt.
  • Früherkennung: Ungünstige Entwicklungen werden frühzeitig sichtbar. In solchen Fällen oder bei akuter, hoher Stressbelastung werden direkt im Gespräch Massnahmen abgeleitet. Dazu gehören etwa das gemeinsame Setzen von Prioritäten oder das Delegieren von Aufgaben. In Einzelfällen wurden auch weitergehende Massnahmen eingeleitet und in Absprache mit den betroffenen Mitarbeitenden z.B. die Geschäftsleitung oder Dritte einbezogen.

Mirjam Affolter, Mitgründerin und Community Happiness Manager MyCamper AG

Unsere Mitarbeitenden teilen offen, wie es ihnen geht und wenn sie gestresst sind. Ein wichtiger Erfolgsfaktor, der das ermöglicht, ist unsere offene, kollegiale Unternehmenskultur.»
Die Offenheit ist bei uns gegenseitig: Auch die Vorgesetzten erzählen, was sie beschäftigt und welche Aufgaben bei ihnen auf dem Tisch liegen.

Argumente:

  1. 1
    Eine offene, vertrauensvolle Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten hängt positiv zusammen mit prosozialem Verhalten und der Leistung von Mitarbeitenden.
    Frazier, M. L., & Tupper, C. (2016). Supervisor Prosocial Motivation, Employee Thriving, and Helping Behavior: A Trickle-Down Model of Psychological Safety. Group & Organization Management, 43(4), 561–593.